Division Medizinische Mikrobiologie des Universitätsinstituts für Medizinisch-chemische Labordiagnostik
Landeskrankenhaus
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Prim. Univ.-Prof. Dr Elisabeth Haschke-Becher
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In den bakteriologischen Varia-Laboren werden Bakterien, Hefen und Pilze aus einer Vielzahl an Materialien wie z.B. Wundabstrichen, Punktaten, respiratorischen Materialien, Geweben aber auch Fremdkörpern wie Implantaten bestimmt und ihre Empfindlichkeit auf Antibiotika untersucht. Ziel ist hierbei stets, das zu untersuchende Material auf verschiedene Nährböden (Agar) aufzubringen, bzw. in Nährlösungen zu geben, um die möglicherweise vorhandenen anzuzüchten. Nach 24 Stunden Bebrütung hat meist, je nach Untersuchungs-gut und Erreger, ein Erregerwachstum stattgefunden, das auf den Nährböden nun sichtbar ist.
In der Bakterienkultur sind mehrere Millionen Keime vorhanden, die nun mittels biochemischer Verfahren identifiziert werden können. Wenn mehrere (manchmal bis zu 10 oder mehr) unterschiedliche Bakterienpopulationen nachweisbar werden, verlängert sich der Untersuchungsgang durch die notwendigen Subkulturen, da nur Reinkulturen den Identifizierungsmethoden zugeführt werden können. Einige seltenere Keime wie z.B. Actinomyces, erfordern längere Bebrütungszeiträume von mindestens 14 Tagen.
Stets wird für die relevanten, krankheitsauslösenden Keime das für den Kliniker wichtige An-tibiogramm erstellt, das anzeigt, welches Antibiotikum gegen den einzelnen Keim wirksam ist. Viele Erreger weisen natürliche Resistenzen gegenüber Antibiotikagruppen auf oder entwickeln eine Resistenz und können damit zu multiresistenten Keimen werden (z.B. MRSA). Nur durch den gezielten und verantwortungsvollen Einsatz von Antibiotika kann der Entste-hung von multiresistenten Erregern begegnet werden.
Das Blutkultur-Labor ist spezialisiert auf die Erregerdetektion und Resistenztestung in Blutkulturen. Hierbei werden auf der Station spezielle Kulturflaschen mit Blut fiebernder Patienten befüllt. Die Flaschen können im Labor nun in speziellen Meßgeräten bei 37°C kultiviert werden. Ist im Patientenblut ein Bakterium oder Pilz vorhanden, kann dieser in der Kulturflasche wachsen, bis darin eine signifikante Konzentration erreicht ist. Detektoren im Brutschrank erkennen bewachsene Flaschen und schlagen Alarm. Ein Tropfen des Flascheninhalts wird nun mikroskopisch untersucht. Somit kann ein erster Hinweis auf den im Patientenblut befindlichen Keim gegeben und die Station informiert werden. Dies ermöglicht den behandelnden Ärzten, die bereits mit einer ersten ungezielten Antibiotikatherapie begonnen haben, die weitere Therapie gezielter durchzuführen. Zur gleichen Zeit wird Material aus dem Flascheninhalt auf verschiedene Nährböden gegeben und bebrütet. Es folgen die Keimidentifikation und die Resistenztestung. Im besten Fall stehen dem Kliniker 24 Stunden nach Positivwerden einer Blutkultur ein vorläufiges Antibiogramm und erste Hinweise auf den Keimnamen zur Verfügung, nach 48 Stunden das unter Standardbedingungen erstellte Antibiogramm und der Keimname. Auch hier verzögern Mischkulturen aus verschiedenen Erregern die Diagnostik. Um so wichtiger ist die am Krankheitsbild orientierte empirische Therapie durch den Kliniker, der nicht 48 Stunden mit dem Einsatz eines Medikaments warten kann. Bei fertigem Antibiogramm durch das Labor soll dann jedoch auf ein speziell auf den vorliegenden Keim passendes Antibiotikum mit engem Wirkungsspektrum umgestellt werden, um Resistenzentwicklungen zu vermeiden.
Das Harn-Labor ist für die Keimidentifizierung und Resistenztestung von Erregern zuständig, die Harnwegsinfekte der oberen und unteren Harnwege auslösen. Urin wird dazu von der Station beim Patienten gewonnen und – möglichst zeitnah – im Labor auf spezielle Nährböden aufgebracht und für 24 Stunden bebrütet. Zusätzlich wird der frische Harn mittels Teststreifen auf Leukozyten (weiße Blutkörperchen als Entzündungsmarker) und Nitrit (bakterielles Abbauprodukt) hin untersucht, die bei Harnwegsinfekten häufig nachweisbar sind. Nach 24 Stunden können die relevanten, d.h. krankheitsauslösenden Keime isoliert, identifiziert und hinsichtlich ihrer Empfindlichkeit auf Antibiotika untersucht werden. Nicht weiter untersucht werden hierbei Keime, die in nicht signifikanter Menge im Urin vorhanden sind, oder zur Normalflora der unteren Harnwege gehören. Ihnen wird in der Regel keine pathogene Rolle zugeschrieben. Dies ist im Einzelfall jedoch stets zu prüfen und verlangt eine Kenntnis von der Grunderkrankung und des Abwehrstatus des Patienten.
Im Stuhl-Labor findet die Identifizierung von Durchfallerregern statt. Hierbei handelt es sich im Wesentlichen um Bakterien, Viren und Parasiten. Die Standarduntersuchung schließt hier die Detektion von Clostridium difficile, Salmonellen, Shigellen, Yersinien und Campylobacter, sowie Noro-, Adeno- und Rotaviren ein. In besonderen Fällen (z.B. bei Auslandsaufenthalten von Patienten in Endemiegebieten) werden weitere Untersuchungen hinzugezogen. 24 Stunden nach Eintreffen des Stuhlmaterials im Labor können Aussagen hinsichtlich enteropathogener Viren, sowie Salmonellen- oder Shigelleninfektionen getroffen werden. Nach weiteren 24 Stunden ist die gesamte Stuhldiagnostik in der Regel abgeschlossen.
Das Tuberkulose-Labor beschäftigt sich mit der Aufarbeitung von respiratorischem Material, aber auch Blut, Liquor, Magensaft, Urin, anderen Körperflüssigkeiten und Geweben und der Detektion von möglicherweise darin enthaltenen Mycobakterien. Hierbei können auf ver-schiedenen Nährböden unter standardisierten Bedingungen die Erreger der Mycobacterium tuberculosis Gruppe, sowie alle anderen, sog. atypische Mykobakterien (MOTT – Mycobac-terium other than tuberculosis) angezüchtet werden. Die meisten Mykobakterien wachsen verglichen mit anderen Bakterien sehr langsam. Auch auf Spezialagar benötigen sie mehrere Wochen, bis mit bloßem Auge sichtbare Kulturen vorhanden sind. Die Routinebebrütung der Kulturen beträgt 6 Wochen. Sobald eine Mykobakterienkultur positiv ist, werden die Bakteri-en in die Referenzzentrale der AGES nach Wien verschickt. Hier findet die Resistenzprüfung statt (Antibiogramm), die jedoch wieder 4-6 Wochen in Anspruch nehmen kann. Aus diesem Grund bietet das Labor verschiedene Methoden an, um einen ersten Hinweis auf Erreger und Resistenzverhalten geben zu können: Materialien werden mittels der Ziehl-Neelsen-Färbung (ZN-Färbung) sofort nach Eintreffen im Labor behandelt und mikroskopisch unter-sucht. In manchen Fällen können sog. säurefeste Bakterien unter dem Mikroskop diagnosti-ziert werden, bei denen es sich in der Regel um Mykobakterien handelt. Sind bereits Myko-bakterienkulturen gewachsen, kann zum einen makroskopisch zwischen typischen und aty-pischen Stämmen unterschieden werden. Außerdem wird eine Mykobakterien-PCR im mole-kularbiologischen Labor durchgeführt, mit deren Hilfe sich der Keim identifizieren läßt. Mittels spezieller molekularbiologischer Methoden (Gensonde) kann zudem ein erster Hinweis hin-sichtlich des Resistenzverhaltens des vorliegenden Mykobakteriums (Rifampicin-Resistenz) und damit der Therapiestrategie gegeben werden. Goldstandard bleiben trotz molekularer Techniken jedoch die Mykobakterien-Kultur und die phänotypische Resistenztestung.
Im Parasitologischen Labor wird der direkte Nachweis von Parasiten (=Protozoen und Hel-minthen) oder Parasitenteilen zu erbracht. Es werden Stuhl, Urin, Blut (z. B. bei Verdacht auf Malaria, Schlafkrankheit oder Filarien) und andere Körperflüssigkeiten und Abklatsche (Tixoverfahren bei Oxyuren/Enterobius) untersucht. Die Materialien werden nativ (unbehan-delt), nach Anreicherung (=Fixierung und physikalische Vermehrung) oder unter Zuhilfenah-me spezieller Färbemethoden mikroskopisch untersucht. So lässt sich in kürzester Zeit der Parasit oder eines seiner Entwicklungsstadien identifizieren und charakterisieren. Wichtig ist dabei zu beachten, dass das Probenmaterial so schnell (innerhalb von 2-4 Stunden) wie möglich ins Labor gelangt. Gerade die beweglichen Stadien der Protozoen zerfallen schnell bei zu langer Transportzeit.
Einen weiteren Bereich der Parasitolgie stellt die Bestimmung von Spinnentieren (Zecken, Milben) und Insekten (Flöhe, Wanzen, Läuse, Fliegenlarven) dar. Sie können einerseits als Krankheitsüberträger oder aber auch nur als Lästlinge (Ektoparasit) fungieren.
Parasiten lassen sich aber auch durch indirekte Nachweismethoden (ELISA) im Serologischen Labor nachweisen. Dabei wird primär nach Parasiten gesucht, die nicht mit dem Stuhl oder Urin ausgeschieden werden sondern die bei ihren Wanderungen durch den menschlichen Körper schwerste Organschädigungen verursachen können (Toxoplasma sp., Enta-moeba histolytica, Schistosoma sp., Echinococcus sp., Taenia solium, Trichinella sp.).