Vagusstimulation

Bei diesem Verfahren werden zarte elektrische Impulse an den linken Nervus vagus herangebracht und über diesen in das Gehirn geschickt. Der Nervus vagus ist einer der 12 Hirnnerven und stellt die „Hauptverbindung“ zwischen dem Gehirn und den Hauptorganen des Körpers dar. Während etwa 20% seiner Fasern abwärts zu diesen Organen ziehen, leiten 80% seiner Fasern Signale von den Organen an das Gehirn. Diese Fasern werden bei der Vagusstimulation gereizt, die fortgeleiteten Stromimpulse führen im Gehirn zu einem hemmenden Effekt bei der Anfallsentstehung oder Ausbreitung. Der genaue Mechanismus der Wirksamkeit der Anfallsunterdrückung ist zur Zeit noch nicht bekannt. Bei Patienten mit therapieresistenten fokalen Epilepsien, aber auch bei solchen mit mehreren Herden oder bei Patienten, die aus anderen Gründen einer offenen epilepsiechirurgischen Methode nicht zugänglich sind, kommt die Vagusnervstimulation (VNS) mit Erfolg zur Anwendung.

Bei der Operation wird über einen Hautschnitt am Hals links der neben der linken Hauptschlagader liegende Vagusnerv aufgesucht. Um ihn herum werden zwei zarte Elektroden gewickelt, die an ein Kabel angeschlossen werden. Dieses Kabel verläuft subcutan über das Schlüsselbein nach abwärts, wo es an ein Stimulationsgerät angeschlossen wird, das zwischen Unterhautfettgewebe und dem Brustmuskel implantiert wird (Durchmesser des Stimulators 5,2 cm, Dicke 0,7 cm).


Anlegen der Elektroden an den Vagusnerv im Modell (gelb) und zwei Reizgeneratoren.

Der Stimulator kann nach der Operation durch die Haut verstellt werden und so die richtige Einstellung gefunden werden. Der Patient selbst kann durch das Auflegen eines Magneten den Stimulator zu einer erhöhten Leistung veranlassen und so beim Verspüren eines sich nähernden Anfalls diesen verhindern. Die zurzeit verwendeten Geräte verfügen über eine Batterielebensdauer von etwa 10 Jahren und müssen dann ausgetauscht werden.

Neben der antiepileptischen Wirkung werden von den Patienten bisweilen weitere positive Effekte berichtet. Es ist dies eine Verbesserung der Stimmungslage und der Wachheit, sodass der Vagusstimulator fallweise auch zur Behandlung von Depressionen eingesetzt wurde. An möglichen Nebenwirkungen besteht Heiserkeit; in solchen Fällen kann bei speziellen Anlässen (z. B. das Halten von Reden) der Stimulator vorübergehend inaktiviert werden, bei mageren Patienten kann der subcutan implantierte Generator zu kosmetischen Auffälligkeiten führen.


Lage des VNS-Systems
(Cyberonics Inc., VNS Therapy®)

Wie bei den meisten Implantaten ist bei Untersuchungen in der Kernspintomographie (MR) Vorsicht angebracht. Die Verwendung von speziellen Kopfspulen ist erforderlich. Um Probleme bei Sicherheitskontrollen an Flughäfen zu vermeiden, sollte der Implantatepass mitgeführt werden.


 

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